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Fun Time: Die Amiga Story

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Fun Time
 · 9 May 2019

Die Amiga Story

Die Amiga Story

Auf den Spuren der Ärzte

Es wurde schon viel über die Geschichte des Amiga geredet und geschrieben, aber oft wurde dabei vergessen, genauer zu beschreiben, wie es zur damaligen Zeit computer- und spielemäßig tatsächlich aussah. Vielleicht ist es deswegen ganz interessant, mal an diese Zeiten - und vor allem die Visionen von damals - zu erinnern.

Alles begann 1982, in einer Zeit, als gerade solche Spielautomaten ganz groß im Kommen waren wie die, welche M.A.M.E. heute emuliert.Drei Ärzte aus Florida wollten sich so ein Geschäft nun nicht entgehen lassen; also kratzten sie 7 Millionen Doller zusammen, um ein völlig neues Videospielsystem zu entwickeln.

Natürlich ist ein Zahnarzt nur in seinem eigenen Fach richtig gut, und für die neue Firma benötigte man gute Entwickler. Infrage konnte damals nur einer kommen - das war Jay Miner, der zu dieser Zeit bei ATARI für die Entwicklung neuer Chips verantwortlich war. Mit diesem Manager zusammen wurden dann weitere Soft- und Hardwareentwickler gesucht und angeworben.

Gegründet wurde schließlich eine Aktiengesellschaft, die damals den Namen "Amiga Inc." trug (irgendwie seltsam: "Asche zu Asche" - oder wie war das?).

Am Anfang wurden erstmals nur Joysticks produziert. Die hatten natürlich wenig mit einem neuem Videospielsystem zu tun, aber man benötigte Geld, und zwar sehr viel: die Konkurrenz war schon damals sehr stark. Mit der Produktion der Joysticks hatte man sich nun bald einen Namen gemacht und auch die nötigen Kontakte geknüpft.

Damals ahnte noch niemand, daß diese Firma schon an einem neuem Videosystem arbeitet hatte. Doch bereits zu dieser Zeit war man sich über das Ziel des Projekts völlig im Klaren: Das neue System (inzwischen war es als Computer geplant) sollte alles bis dahin Existierende schlagen.

Die Videokonsole wurde also zu Grabe getragen, und auch die drei Geldgeber selber haben später dieser Veränderung zugestimmt: der Markt verlangte Computer und keine Videospiele.

Chips von anderen Herstellern konnte man jedoch aufgrund der hohen Preise nicht verwenden, da sich sonst niemand diesen Rechner hätte leisten können. Es mußten also auch neue Chips her, die genauso leistungsfähig, aber wesentlich billiger als die vorhandenen waren.Die Idee der "Customchips" war geboren!

Der Prozessor selber sollte nämlich seine Arbeit unbehindert erledigen und dabei spezielle Aufgaben an besondere Coprozessoren abgeben. Sehr wichtig war dafür ein eigener Grafikchip - und so kam ein gewisser Dale L u c k auf die Idee mit dem Blitter. Luck's Gebiet war zwar eigentlich die Entwicklung von Software, aber mit Chips hatte er auch schon einige Erfahrung.

Der Blitter sollte - unter anderem - für das Zeichnen von Linien und das Füllen von ßächen "zuständig" sein. Der I/O-Chip "Denise" wurde von Dave Dean verantwortlich entwickelt, der Blitter von Ron Nicolsen, für den Dale Luck und R.J.Mical die Routinen schrieben. Jay Miner leitete unterdessen weiterhin die gesamte Hardwareabteilung und entwickelte "nebenbei" noch den Grafik-Chip (genannt "Agnus").

ATARI gefiel das natürlich überhaupt nicht, und es kam prompt die erste Klage. Darin wurde behauptet, daß Jay Miner die noch zur Atari-Zeit entwickelten Routinen in die Amiga-Chips eingebaut hätte.ATARI mußte aber leider gleich die erste Niederlage hinnehmen, die Klage wurde nämlich abgewiesen.

Bis 1984 war man nun damit beschäftigt, den neuen Rechner fertig zu stellen. Auf der "Consumer Electronic Show" wurde dann der erste Prototyp (genannt "Lorraine") den Händlern vorgeführt. Das, was man da vorgstellte, war allerdings eher ein Monster denn ein Computer: Für jeden Chip gab's einen eigenen Tower! An dem Rechner hatte man noch bis wenige Stunden vor der Präsentation gearbeitet und dafür gebetet, daß auch alles tatsächlich funktionierte.

Genau in der Zeit entstand übrigens auch das erste der berühmten Amiga-Bouncing-Ball-Demos.

Die Resonanz der Vorführung war sehr gut und die Kassen daher wieder etwas voller. Gleich auf der nächsten CES konnte man den Rechner dann schon mit richtigen Chips vorstellen. Das Publikum war erstaunt: keiner konnte glauben, daß ein so leistungsfähiger Computer so wenig Platz brauchte.

Leider waren dann aber die Kassen wirklich leer, und man war gezwungen die Firma zu verkaufen. Natürlich interessierte sich jetzt auch ATARI dafür. Jack Tramiel, der Chef von ATARI, gab eine halbe Million Dollar Kredit und bot einen Doller pro Aktie. Das war natürlich zu wenig; man verlagte mindestens 2 Dollar.

Jetzt verschlechterte sich die Lage von AMIGA Inc. aber immer mehr, und ATARI wollte diese Chance natürlich ausnutzen. Zuletzt bot der Atari-Chef daher nur noch schlappe 70 Cents pro Aktie. Da man finanziell fast schon am Ende war, sahen die Chefs von Amiga Inc.keine andere Wahl, als an Atari zu verkaufen; doch da kam zum Glück die Rettung - durch Commodore.

Commodore bot am Beginn 4 Dollar pro Aktie, später erhöhten sie auf 4.25 Dollar. Somit war Commodore klar der Sieger und kaufte die Firma für 27 Millionenn Dollar. Commodore hatte allerdings wiederum andere Ziele als Amiga Inc. Die wünschten sich nämlich ein konkurrenzfähiges Gegenstück zu den Produkten von IBM!

Man hatte aber keine andere Wahl, als dem Wunsch von Commodore zu folgen. Wieder wurde der Amiga umgebaut. Damals fehlte noch das Betriebsystem (oder besser gesagt: das Dos). Damit beauftragte man zunächst die Firma MetaComco, doch diese scheiterte bei dem Projekt kläglich; also nahm man ein vorhandenes OS und paßte es dem Amiga einfach an.

Fast ein Jahr brauchte man dann für das Umsetzen, und in dieser Zeit entwickelten sich die ATARI-Rechner immer weiter. ATARI feierte besonders mit dem Modell "ST" große Erfolge, und Commodore geriet immer stärker unter Druck. Endlich, am 25 Juli 1985, war es dann soweit: Der erste Amiga, der in Serie gehen sollte, wurde präsentiert.

Anfangs war das Amiga-Dos noch mit vielen Bugs durchsetzt, deshalb mußte man es noch von der Diskette laden. Erst die Version 1.2 wurde für immer und ewig ins ROM des Amiga eingebrannt.

Was jetzt folgte, ist mehr als das, was den Amiga auszeichnet: es ist nicht erfunden, obwohl es wie eine Geschichte aus Hollywood klingt!

Für die Präsentation des Amiga, die ja in Chicago stattfinden sollte, wurde im ßugzeug eigens ein Platz nur für den Computer reserviert.Auf die Kiste malte man sogar ein Gesicht, und selbst Getränke wurden für sie bestellt! Auf der Innenseite des Gehäuses hatten alle Entwickler ihre Unterschrift angebracht, auch der Abdruck der Pfote von Jay Miners Hund fand noch Platz .

Der erste Amiga Computer hat noch 7000 DM gekostet, was damals sehr viel Geld war. Die Anzahl der für ihn erschienenen Programme hielt sich zunächst noch in Grenzen, und somit waren die Verkaufszahlen anfangs überhaupt nicht besonders hoch.

Der Durchbruch kam erst, nachdem Commodore eine Aktion gestartet hatte und den Preis auf 3995 DM senkte. Immer noch hatte aber der ATARI den größten Marktanteil. Das änderte sich nur langsam, nachdem der Preis später nochmals gesenkt wurde.

1987 kamen dann der berühmte Amiga500 und der 2000er auf den Markt.Erweitert wurde diese Palette sodann um den Amiga2500, den Amiga3000 und das CDTV. Zuletzt kamen dann noch die beiden neusten Modelle A1200 und A4000, nicht zu vergessen den Amiga600 und das CD32.

Mit dem Amiga 2000 wollte man zunächst sogar in das Desktop-Publishing-Geschäft einsteigen. Er war der erste Computer, mit dem es möglich war, am Bildschirm in Farbe zu arbeiten. Als Software nahm man dazu Professionel Page, und kosten sollte die ganze Lösung (mit noch anderen zusätzlichen Erweiterungen) so um die 25000 DM.

Zu dieser Zeit gab es nichts Vergleichbares, was die Leistung und den Preis anging! Leider konnte sich das System trotzdem nicht durchsetzen, da die entsprechende Software fehlte. Die Amiga-Software selbst war zwar nicht die schlechteste, aber auf den anderen Systemen war die Auswahl einfach größer.

Die Multimedia-Lösung - genannt "CDTV" - ßoppte dagegen ganz gewaltig. Das Produkt war zwar (für diese Zeit) einmalig, aber die Zielgruppe hatte man völlig falsch eingeschätzt, und der Preis stimmt auch nicht ganz; noch schlimmer war, daß die nötige Software fehlte.

Die PC's haben gerade in dieser Zeit gewaltig aufgeholt, die Amiga-Entwicklung blieb dagegen stecken. Commodore widmete sich anscheinden mehr dem PC-Geschäft.

1994 kam dann für Commodore langsam aber sicher das Aus. Im April 1995 übernahm die Firma EsCOM die gesamte Amiga-Technologie; die Firma "Amiga Technologies" war geboren. Lange Zeit sah es nun so aus, als ob es mit dem Amiga wieder aufwärts gehen würde. Sogar ein neuer Prototyp mit dem Namen "Walker", besser bekannt als der gewünschte Staubsauger, wurde entwickelt und dem Publikum präsentiert.

Eine große Diskussion über die Zukunft des Rechners kam nun in Gang.In dem einem Jahr ihres Bestehens konnte EsCOM 50000 Stück des Amiga 1200 absetzen. Dieser wurde unter anderem auch als d i e Internet-Lösung angeboten.

Leider sollte es nicht so kommen - EsCOM mußte im Juli 1996 Konkurs anmelden. Der Amiga hielt sich ab diesem Zeitpunkt alleine am Leben, viele der Entwickler wechselten die Firma, und zum Schluß blieben nur noch zwei übrig. In dieser Zeit meldete sich auch die Firma Viscorp als Retter des Amiga an, doch deren Pläne sahen ganz anders aus als das, was man den Usern glaubhaft machen wollte. Außerdem fehlte Viscorp das nötige Kleingeld, um den Amiga aufkaufen zu können. Heute können wir nur sagen: zum Glück! Alamathera hatte kurzzeitig für dieses Unternehmen an einer Softwarelösung gearbeitet und mußte dadurch Konkurs anmelden.

Am 12 März 1997 kam dann endlich die erlösende Nachricht: "Gateway2000" hieß die Rettung; nunmehr gehört der Amiga also der Firma Gateway. Gegründet wurde dann noch ein Tochterunternehmen mit Namen "Amiga International" und eine Entwicklungsabteilung, genannt "Amiga Inc."

Amiga International hat es übernommen, den Amiga zu vermarkten; dazu zählt das Lizenzgeschäft und die Unterstützung der älteren Amiga-Generation. Amiga Inc. dagegen hat die Aufgabe, einen neuen Amiga zu bauen und das Betriebsystem weiter zu entwickeln.

Damit wäre diese Geschichte also erstmal zu Ende erzählt!

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