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Jack Tramiel interview for Data Welt (German)

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Published in 
Commodore64
 · 4 Oct 2023
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Was JACK Tramiel zu sagen hat, geht jeden etwas an!

Kein Mensch hat die Computerwelt so nachhaltig beeinflußt wie Jack Tramiel. 1977 brachte er mit dem COMMODORE PET 2001 Personal Electronic Translator den ersten Personal Computer auf den Markt. 1980 machte er mit dem Volkscomputer VC 20 Computerleistung für jedermann erschwinglich. Bereits 1982 folgte mit dem COMMODORE 64 der mit weitem Abstand meistverkaufte Computer der Welt. Konsequent blieb Tramiel dabei seinem Leitspruch treu; "For the masses, not for the classes" wollte er produzieren und stets neueste Technologie zu Niedrigstpreisen anbieten. Auch bei ATARI, seinem neuesten Unternehmen, ist dies nicht anders, wie der ST deutlich beweist.

Wer ist eigentlich dieser Jack Tramiel? Was ist seine Philosophie? Was können wir in Zukunft von ihm erwarten? DATA WELT-Chefredakteur Dr. Achim Becker, selbst langjähriger Tramiel-Fan, konnte ihn jetzt zu einem ausführlichen Interview bewegen. "Tatort" war wenige Tage nach der CES Las Vegas am 14. Januar Tramiel's wochenendhaus am Lake Tahoe in Nevada. In ungewöhnlicher Offenheit beantwortete Tramiel alle Fragen und gab so einen tiefen Einblick in Leben und Philosophie eines der faszinierendsten, erfolgreichsten Männer unserer Zeite:


DATA WELT: Wer ist eigentlich Jack Tramiel? Wer betreibt dieses Unter nenmen Atari? Wo kommt der Mensch Tramiel her?

Tramiel erzählt sein Leben

Jack Tramiel: Wollen Sie alles von Anfang an? Ich bin geboren in Polen, September 1928 in Lodz. Die Kriegsiahre habe ich in Deutschland verbringen müssen. 1947 wanderte ich in die USA aus und trat der Armee bei: hauptsächlich um die englische Sprache zu lernen und eine Berufs-ausbildung zu bekommen. Nebenbei besuchte ich eine IBM-schule für Bürotechnik. Dort habe ich gelernt, elektrische Schreibmaschinen zu reparierem. Als ich nach drei Jahren und sieben Monaten die Armee verließ, habe ich diese Kenntnisse dann für einen Job als Mechaniker benutzt. Ich hatte damals schon Familie - mein Sohn war ein Jahr alt - aber das Geld, das ich verdiente, 50 Dollar pro Woche, reichte hinten und vorne nicht. Also mußte ich zusätzlich nachts Taxi fahren.

Nach ein paar Jahren haben meine Frau und ich dann beschlossen, daß sie auch arbeiten geht, damit ich die Chance hatte, mich selbstandig zu machen. Mit einem Freund, den Ich noch aus der Armeezeit kannte, nabe ich dann eine Firma aufgemacht, die sich auch mit dem Verkauf und der Reparatur von elektrischen Schreibmaschinen beschäftigte. Also kautten wir 200 gebrauchte IBM-Maschinen von den Vereinten Nationen. Die haben wir instandgesetzt und hatten dann wenigstens etwas zum Verkaufen. Mit dem Gewinn kauften wir für 10.000 Dollar eine winzige Firma namens Singer Schreibmaschinen, die in New York in der Bronx saß. Nur die Tatsache. daß wir beide in der Armee gedient hatten. machte es moglich, daß uns die Banken jeweils 25.000 Dollar zu extrem günstigen Konditionen liehen - so kamen wir also an unser Startkapital.

Uns wurde schnell klar, daß mit dem Reparieren allein kein Geschäft zu machen war - der Handel mit Importmaschinen von Olympia, Adier oder Everest schien viel lukrativer. Unsere Kunden hatten jedenfalls nichts gegen die günstigen, ausländischen Schreibmaschinen aus dem kleinen Laden in der Bronx.

Schon als kleiner Junge habe ich mich für Geographie interessiert; sammelte Briefmarken und Zigarettenbildchen mit Flaggen. Dabei hatte ich keine Vorliebe für ein bestimmtes Land, eine bestimmte Stadt, die ganze Welt war für mich interessant.

Also war es für mich kein großer Schritt, meine Aktivitäten nach Toronto in Kanada zu verlagern. Ich dachte, in einem etwas kleineren Land als den USA hätte ich bessere Chancen. Außerdem: in der Bronx tummelten sich so viele schlaue Jungs - das fand ich nicht so gemütlich. Meinem Partner schlug ich vor, entweder mit nach Kanada zu kommen oder aber den Laden in der Bronx zu kaufen. Das war 1955, ein Jahr später kam er dann nach.

Dort haben wir genau das gleiche gemacht: Gebrauchte Schreibmaschinen repariert und neu aufgebaut für Kaufhäuser, die diese dann verkauft haben. Nebenbei übernahmen wir eine Vertretung für italienische Maschinen von Everest, dadurch lernte ich den englischen Vertreter für diese Firma kennen, Erik Markus - einen gebürtigen Berliner. Er war der Schwiegersohn von Willi Feiler, der friiher in Berlin Additionsmaschinen produziert hatte, Deutschland aber 1936 verlassen mußte, weil er Jude war. Wir verstanden uns auf Anhieb und er wurde mein Vorbild. Er brachte mir bei, wie man ein wirklicher Geschäftsmann wird; er hat mir in jeder Beziehung ungeheuer geholfen.

Er verschaffte mir Kontakt zu Firmen in der Tschechoslowakei. Ich wollte nämlich in Kanada Schreibmaschinen in Lizenz fertigen, um an öffentliche Aufträge zu kommen - damals war man auch in Kanada sehr national gesonnen und wollte nur kanadische Produkte für staatliche Einrichtungen. Gut, ich war jung und naiv und fragte einfach bei amerikanischen Herstellern nach, aber die lachten mich aus. Mein Freund in England meinte, es wäre kein Problem, eine Lizenz für den Nachbau der tschechischen Maschinen vom Typ Consul zu bekommen. Die würden mich auch technisch unterstützen und mir zeigen, wie man solche Maschinen baut.

Ich bekam die Lizenz und baute die Maschinen in Kanada für den kanadischen Zweig der großen Kaufhauskette Sears & Robuck. Wir kauften die Teile in Europa und bauten sie in Kanada zusammen, damit waren unsere Schreibmaschinen echte kanadische Produkte. Nur ein Name fehlte uns noch. Eines Tages war ich mit Erik in Berlin und während wir gerade mit dem Taxi unterwegs waren, diskutierten wir alle möglichen Namensvorschläge - plötzlich sah ich ein Auto mit dem Typenschild Commodore; tja, und weil unsere Wunschnamen General und Admiral schon besetzt war, nannten wir die Schreibmaschinen Commodore. Und so entstand 1958 dieser berühmte Firmenname.

Ich hatte immer noch nicht viel Geld, ich konnte mich wirklich nur auf meine persönlichen Fähigkeiten verlassen. Ich ging also zu meinen Kunden und sagte: Wenn ihr wollt, daß ich die Maschinen für euch baue, müßt ihr mich vorfinanzieren. Das erste Darlehen, das ich bekam, war von Sears & Robuck, 170.000 Dollar. Aber das Geschäft war sehr erfolgreich, also brauchte ich mehr Geld. Deshalb verschaffte mir Sears den Kontakt zu einem ihrer Finanzmakler. Über ihn kam ich an eine Finanzierungsgesellschaft, die mir Geld lieh und enorme Zinsen dafür verlangte. So stieg ich richtig ins Geschäft ein. 1960/61 begann mein Freund Erik mit dem Verkauf von Additionsmaschinen, die sein Schwiegervater in Berlin produzierte. Der hatte dort bisher Teile für mechanische Buchungsmaschinen hergestellt. Da die Elektronik überall Einzug hielt, war es Mr. Feiler klargeworden, daß er besser etwas anderes produzieren sollte. So stieg er auf Addiermaschinen um. Kurz und gut: Ich übernahm die Vertretung für USA und Kanada. 1962 kaufte ich dann die ganze Firma und auf einmal gehörte mir ein deutsches Unternehmen, das immerhin 2000 Menschen - hauptsächlich in Berlin - beschäftigte.

Die ganze Zeit über arbeitete ich buchstäblich vierundzwanzig Stunden am Tag; meine Familie war darüber nicht sehr glücklich, weil ich ja auch fast nie zuhause war. Eines Tages sagte mein ältester Sohn, der damals gerade dreizehn war, zu mir: Dad, wenn ich mal groß bin, möchte ich nicht so sein wie du; ich will immer Zeit für meine Familie haben. Ich versuchte, ihm eine Erklärung zu geben: Sieh mal, normale Leute haben eine Familie wie ein Baum mit seinen Ästen; meinen Baum hat man einfach gefällt. Ich muß also einen neuen bauen - und du bist ein Ast daran. Bitte versteh das, ich muß alles wieder aufbauen - deshalb habe ich keine Zeit. Um es ihm ganz verständlich zu machen, nahm ich ihn während seiner Sommerferien mit zur Arbeit, auf meine Reisen und Geschäftsverhandlungen. Ich war damals natürlich oft in Berlin und er begleitete mich. Ich wußte, daß ich mich mehr um meine Kinder kümmern mußte, konnte es aber nur so tun, daß dabei das Geschäft nicht zu kurz kam. Diese Zeit half uns sehr, uns innerhalb der Familie wieder besser zu verstehen.

Das war wirklich eine Wende in meinem Leben. Die Familie wurde von da an sehr, sehr wichtig für mich. Ich glaube sehr an das Leben; man muß sich gegenseitig helfen, man muß untereinander Vertrauen entwickeln und eine Kontinuität in allen Dingen, die man tut, erreichen. Das ganze Leben ist schließlich kontinuierlich. Mein Traum war, daß - genau wie ich versuchte, der Beste auf meinem Gebiet zu sein - meine Söhne auf dem gleichen Gebiet weitermachen und auch versuchen, die Besten zu sein - aber ohne sie dazu zu zwingen, in der gleichen Branche zu arbeiten. Stattdessen habe ich mich immer bemüht, ihnen zu zeigen, was ich tue, sie einzubinden und mit ihnen über die Erfolge und Mißerfolge zu diskutieren.

Ich glaube, diese Methode hat funktioniert - alle drei Söhne sind jetzt in der Firma. Übrigens ohne jede Planung haben alle drei sich auf verschiedene Aspekte spezialisiert. Sam hat eine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung von der York-Universität in Kanada und ist heute Präsident des Unternehmens, Leonard hat an der Columbia-Universität Physik studiert und arbeitet an der Software mit und Gary, der jüngste, besuchte das Manlow Park College, wo man systematisch auf Führungspositionen vorbereitet wird und kümmert sich jetzt um die Finanzen. Alle arbeiten auf verschiedenen Gebieten, aber immer sehr eng zusammen.

DATA WELT: Atari war der einzige wichtige Computerhersteller, der auf der CES vertreten war. Was ist los? Sind Sie der letzte eines aussterbenden Stammes oder beginnt eine neue Periode im Computergeschaft?

Jack Tramiel: Ich habe den Eindruck, viele Computerfirmen wollen sehr streng zwischen dem prvaten und dem professionellen Bereich trennen. Ich meine, beide genoren zusammen. Manche nennen ihre Gerate Homecomputer, für mich gibt es uberhaupt keine Homecomputer, für mich gab es diesen Begriff von Anfang an nicht. Wir nennen alle unsere Maschinen Personal Computer.

Im Augenblick streben alle Hersteller den gehobenen Markt an und flüchten geradezu aus dem Niedrigpreis-Bereich. Also uberlassen sie mir diesen Markt - dafür kann ich der Konkurrenz nur von ganzem Herzen danken. Dabei ist das meiner Einschätzung nach der größte Markt. Ich gebe meinen Wettbewerbern normalerweise keine Gratis-Ratschläge, aber hier ist einer, den ich ihnen zum Nutzen der Computerkäufer erteile. Die Konkurrenten machen entscheidende Fehler: Erstens sind sie zu habgierig, zweitens sind sie nicht bereit, hart zu arbeiten und anzuerkennen, daß die Käufer intelligent sind und aufhören zu kaufen, wenn wir nicht ständig neue, bessere Produkte herausbringen.

Denn während ein Geschäftsmann einen Computer kauft, um damit bestimmte Probleme zu lösen, wobei ihm egal ist, ob das Gerät alt oder neu, gut oder schlecht ist, will der private Anwender mit Recht das beste für sein Geld - und da liegt der Unterschied zwischen Computeranwendungen im professionellen und im personlichen Bereich. Also müssen bei den persönlichen Computern tern viel aroßere Anstrengungen unternommen werden, um die Produkte gut zu machen - und dazu sind vele Hersteller nicht bereit.

DATA WELT: Also ist eine der Ursachen für den Zusammenbruch des sogenannten Homecomputer-Marktes einfach ein Mangel an Innovationen?

Jack Tramiel: Genau

DATA WELT: Warum sind die Atari-Computer so billing?

Jack Tramiel: Atari-Computer sind nicht billig, die anderen computer sind nur teurer.

DATA WELT: Warum sind sie also weniger teuer?

Jack Tramiel: Weil ich zufrieden bin, wenn ich mit meinen Produkten einen angemessenen Gewinn erzieler kann. Ich bin nicht habgierig, ich will nicht herausholen, was nur eben zu kriegen ist. Meine Philosophie. das Erzielen von angemessenen Gewinnen, hat sich - besonders in der Computerbrancne - als das richtige Konzept erwiesen. Die Firma, die ich früher geführt habe, hat immer sehr hohe Gewinne bei niedrigen Preiser erzielt;
die gleiche Firma nimmt heute viel mehr für ihre Produkte und macht gleichzeitig enorme Verluste! Also denke ich, daß niedrige Preise letzendlich mehr Gewinn versprechen als hohe.

DATA WELT: Wie sind Sie eigentlich darauf gekommen, vor neun Jahren mit dem Commodore PET einen Mikrocomputer auf den Markt zu bringen?

Jack Tramiel: Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort. Ich stellte damals Taschenrechner her und Texas Instruments versuchte seinerzeit - es war um 1975 herum - alle Mitbewerber aus dem Feld zu schlagen. Also senkten sie die Preise für die Chips von zwölf auf einen Dollar und veranstalteten damit ein absolutes chaos in diesem Markt. Mein Uberlebensinstinkt sagte mir, es ware sinnlos, sich totzustellen und die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen. Deshalb habe ich mich gegen TI gewehrt; eine Maßnahme in diesem Kampf war der Kaut einer Halbleiter-Fabrik, der es sehr schlecht ging - wie der ganzen Branche; immerhin hatten die Investoren 23 Millionen Dollar in diese Firma gesteckt, aber ich konnte sie für 800.000 Dollar kaufen. Und so hatte ich die Möglichkeit, die Chips selbst herzusteller und TI echte Konkurrenz zu machen.

Als ich MOS-Technology, so hieß die Firma, übernahm, gab es dort schon den 6502, den die Ingenieure unter anderem für den Einplatinenrechner KIM verwandten, den ersten wirklichen Niedrigpreis-Mikrocomputer.

Damit nun aber die Firma ausgelastet war und um das investierte Geld für die Entwicklung des 6502 wieder her-einzubekommen, reichte es nicht, Atari und Apple für diesen Chip zu gewinnen, sondern ihn selber zu verwenden. Chuck Peddle war einer der MOS-Technology-Ingenieure und versicherte mir, der KIM könne mit einer Tastatur und so weiter zu einem richtigen Rechner aufgebaut werden. Er nahm die Herausforderung an, innerhalh von sechs Monaten einen Prototyp zu produzieren. Sollte er es nicht schaffen, wäre sein Job bei mir beendet sein, falls es klappen wurde, könnte er bleiben. So entstand der PET. Er war eigentlich aus der Notwendigkeit geboren, einen Personal Computer auf die Schreibtische zu bringen und die Fabrik auszulasten und die produzierten 6502-Chips zu verwenden.

DATA WELT: Dann kam der VC 20, mit dem Sie den neuen Markt der preiswerten Personal Computer schufen in dem Sie sehr erfolgreich waren. Anschließend kam der 64er. Aber Sie haben sich nie um den gehobeneren Markt der Personal Computer gekümmert. Diesen Bereich haben Sie eigentlich vollig Firmen wie IBM überlassen. Gab es dafür Gründe?

Jack Tramiel: Ich stimme Ihnen nicht zu, wenn Sie sagen, daß ich die sen Markt anderen überlassen hätte.

Als ich sah, daß Atari sich mit Spielkonsolen zur Zwei-Miliarden-Dollar-Firma mauserte, dachte ich. daß es die Anwender doch eigentlich honorieren müßten, wenn ich ihnen zum gleichen Preis eine Maschine anbieten würde, die außer zum Spielen auch noch zum wirklichen Computern gut sei. Schließlich bin ich immer davon ausgegangen, das meine Kunden intelligent genug sind, solche Vorteile zu erkennen. Und ich behielt recht. Der VC 20 wurde sehr erfolgreich und die Umsätze von Atari litten darunter. Da wir stets der Meinunc waren, man solle selbst sein größter Wettbewerber sein und meinten, daß der VC 20 nicht genug Power hatte, brachten wir den Commodore 64 heraus. Als dann IBM ihren Mikro vorstellen, nannten Sie inn Personal Computer, dabei wird der PC doch hauptsachlich in Buros benutzt. Ich wurde ihn nicht als Personal Computer betrachten. auch wenn sie ihn so nennen. Kaum ein normaler Mensch kann es sich leisten, einen 5000-Dollar-Rechner zum spaß anzuschaffen. Sie kennen ja meinen Spruch: I manufacture computers for the masses, not for the classes! Die 'classes' überlasse ich gerne IBM.

DATA WELT: Gut, das war so. Jetzt bauen Sie den ST, der mehr kann als ein PC und direkt auf den Markt zielt, den auch IBM anpeilt. Der ST ist sowohl fürs Büro als auch für zuhause geeignet ...

Jack Tramiel: Meine Philosphie Ist immer noch dieselbe. Ich habe bewiesen, daß ich einen Ferrari baue, während IBM meiner Meinung das Ford Model T aus dem Bauiahr 1930 anbietet. Aber ich biete den ST für personliche Anwendungen an, nicht fürs Büro. Wenn der Anwender intelligent genug ist und ins buro stelt oder meine Handler gut genug sind, den Unterschied zwischen IBM und Atari zu erkennen und sie ihre Kunden gut beraten wollen - mit der besseren Maschine zum besseren Preis - dann ist das ihre Sache.

DATA WELT: Der ST ist nun auf dem Markt Aber der Standard ist mehr denn je IBM, die MS-DOS-Rechner, besonders zur Zeit, wo eine wahre Flut von IBM-kompatiblen aus Fernost heranrauscht. Außerdem gibt es noch Apple mit dem Macintosh und dem IIe, dazu jetzt Commodores Amiga, der im Markt etabliert werden soll. Ist überhaupt genug Platz für all diese Computer auf dem Markt und, falls nicht, wie wollen Sie dem Atari ST Platz schaffen?

Jack Tramiel: Ich glaube, daß ich in einer wettbewerbsintensiven Hochtechnolcie-Branche bin. Deshalb muß ich Innovationen fördern. Wenn wir den Standard pflegen, bringen wir die Innovation um. Ich habe keinesfalls vor, Innovationen abzuwürgen; ich bin dazu da, Innovationen zu fördern! Wenn also etwas Neues in Sicht ist - ich mache es! Und wir wollen doch mal sehen, ob nicht am Ende der Beste gewinnt ...

DATA WELT: .. und der Beste sind Sie ...

Jack Tramiel: Das entscheiden allein die Anwender!

DATA WELT: Und Sie werden den Anwendern dabei helfen.

Jack Tramiel: und ich werde mich krumm schuften um zu gewinnen!

DATA WELT: Glauben Sie daß der ST die Rolle des C 64 übernehmen wird?

Jack Tramiel: Er wird noch stärker! Er ist der bessere Computer zu einem besseren Preis. Das werden auch die 64er-Anwender schnellerkennen. Ich habe schon eine Menge Anrufe und Briefe von 64er-Besitzer bekommen, die mir sagen, daß sie fleißig ihre Sparschweine füttern, damit sie sich bald einen ST zulegen können.

DATA WELT: Also kann der ST den Platz des G 64 einnehmen und der Personal Computer der nächsten Jahre werden!

Jack Tramiel: Ja, es sieht so aus.

DATA WELT: Haben Sie eigentlich noch Vertranen zu 8-Bit-Rechnern oder bieten Sie die nur noch als Billigangebot für Einsteiger an?

Jack Tramiel: Nein, nein, im 8-Bit Bereich tut sich noch eine ganze Menge! Komischerweise werden solche Computer wieder verstärkt im kommerziellen Bereich eingesetzt. In dem Bereich werden eben keine neuen Technologien gebraucht, sondern nur Lösungen. Wer für den professionellen Einsatz ein Textprogramm braucht, der hat kein Interesse an Neuerungen, sondern nur am ordentlichen Funktionieren seines Computers mit dem Programm. Wir
entwickeln also unsere 8-Bit-Rechner weiter, geben ihnen mehr Speicher und beispielsweise eine 80-Zeichen-Darstellung. Es wird für den 130XE eine Maus geben und GEM als Benutzeroberfläche - kurz: er wird zu dem Computer für Leute mit weniger Geld; preiswert, aber mit einer Menge Lösungen.

DATA WELT: Und wie geht es beim ST weiter? Sie haben es selber gesagt: Schlaue Kunden, schlaue Händler werden den ST auch anderen Bereichen einsetzen, für Büroautomation, für Fertigungssteuerund was auch immer. Wird es von Atari verbesserte, leistungsfähigere Versionen des ST geben, um auch in solche professionellen Bereiche vorzu-drinden?

Jack Tramiel: Ja. Denn auch der persönliche Anwender möchte immer stärkeren, immer leistungsfähigere und immer aufregendere Maschinen. Und ich habe stets den persönlichen Anwender und seine Bedürfnisse im Auge.

DATA WELT: Wird es also in ein paar Monaten oder einem Jahr einen Extended ST mit Harddisk und mehreren Megabyte für einen Preis geben, den sich jeder leisten kann, sei er nun privater oder kommerzieller Anwender?

Jack Tramiel: Genau.

DATA WELT: Sie werden nie eine 10.000-Dollar-Maschine anbieten?

Jack Tramiel: Man soll nie 'Nie' sagen. Ich weis doch nicht, wie sich die Inflation entwickelt. Aber im Ernst: In einem Punkt habe ich meine Einstellung geändert, seit ich ATARI führe. Früher dachte ich, die Verbesserung müßten immer eine neue Maschine ergeben. Zum Beispiel wollte ich nicht, daß der VC 20 zum 64er aufgerüstet werden konnte.

Mein jetziger Plan ist den ST zum Standard-Produkt zu machen. Dann aber soll es Erweiterungskarten geben, mit denen man alle die Neuerungen, die wir entwickeln, hinzufügen kann. Wer also einen ST gekauft hat und braucht nach einiger Zeit mehr Leistung, soll sich keinen neuen Computer kaufen müssen, sondern nur eine Erweiterungseinheit - egal, ob es um bessere Grafik, bessere Soundmöglichkeiten oder 32-Bit-CPU geht, er soll die Möglichkeit haben, den Rechner nach Bedarf aufzurüsten.

DATA WELT: Im Unterschied zu den verschiedenen Generationen von Commodore-Computern soll es also so sein, daß Software-Investitionen sichere Investitionen sind, weil Programme, die für den ST angeschafft wurden, auch auf ausgebauten Computern laufen.

Jack Tramiel: Klar, und das sogar beim Aufrüsten mit einer 32-Bit-CPU. Denn wenn diese als Erweiterung eingebaut ist, hat man ja immer noch den 16-Bit-Prozessor, der die vorhandene Software verarbeiten kann. Und dazu kommen die Programme, die für den 32-Bit-Chip entwickelt werden.

DATA WELT: Soll auch die Option bestehen, verschiedene Betriebssysteme wie UNIX der MS-DOS installieren zu können?

Jack Tramiel: Auch das. Ich versuche, die Maschine in der Welt der Programmiersprachen und Betriebssysteme so international wie möglich zu machen. Es gibt ja jetzt schon drei Betriebsysteme: TOS bzw. GEM DOS, CP/M und BOS. Es werden noch ein paar dazukommen. Wir haben zum Beispiel mit AI&T wegen der Verwendung von UNIX einen vertrag gemacht. Wir haben uns definitiv entschlossen, 32-Bit-Erweiterungsmodul mit UNIX als Betriebssystem herauszubringen.

DATA WELT: Wird AT&T Ihren Computer mit UNIX als AT&T-Rechner verkaufen oder werden Sie Ihren ST mit dem AT&T-UNIX anbieten!

Jack Tramiel: Wir werden unseren Rechner mit dem AT&T-UNIX anbieten.

DATA WELT: Digital Research mußte Teile von GEM ändern. Sie haben die Änderungen nicht übernommen. Ha ben Sie keine Angst vor Apple?

Jack Tramiel: Apple hat diese Art Benutzeroberfläche ja gar nicht erfunden, sie stammt eigentlich vom Xerox Star, und Xerox hat keine wie auch immer gearteten Patente auf diese Art Benutzerschnittstelle. Aber Apple hat die Angewohnheit, kleine Leute zu erschrecken. Immer, wenn mich jemand erschrecken will, darf man gespannt sein, wer letztendlich wen erschreckt. Das könnte der Grund dafür sein, daß Apple uns nie gesagt hat, wir sollten irgendetwas an GEM ändern - sie haben sich nur an Digital Research gewandt. Gut, DR hat sich entschlossen, bestimmte Details an GEM zu ändern und uns davon in Kenntnis gesetzt. Uns hat keiner gesagt, daß wir etwas ändern sollten. Wenn DR mit Verbesserungen an GEM kommt, die uns gefallen, werden wir die selbstverständlich übernehmen.

DATA WELT: Sie werben mit dem Slogan 'Power without the price', wann gibt es Printer-Power zu günstigen Preisen von Atari ? Zum Beispiel bei Laser-Druckern?

Jack Tramiel: Es wird einen Atari-Laser-Drucker noch im Jahr 1986 geben. Ich persönlich mag die Laser-Drucker sehr, deshalb werde ich einen anbieten. Obwohlich nicht weiß, wieviele meiner Kunden sich einen Drucker dieser Art für zwei, dreitausend Dollar leisten können, möchte ich so etwas im Programm haben, um die Stärken unseres Computers zu zeigen, der gerade im Zusammenspiel mit einem Laser-Drucker zeigt, was er kann. Wir brauchen den Laser-Drucker auch, wenn der ST im Büro eingesetzt werden soll. Und es wird ein ganz ausgezeichneter Laser-Printer sein!

DATA WELT: Sie sprachen von zwei-bis dreitausend Dollar für diesen Drucker: das ist doch ein normaler Preis und kein Tramiel-typischer ...

Jack Tramiel: Und ob; mein direkter Wettbewerber Apple bietet einen Laser-Drucker für fünftausend Dollar an, 2.500 Dollar wäre also eine guter Preis.

DATA WELT: Es gibt noch eine andere neue Technologie, die Ihre Hilfe in Form von großen Stückzahlen bei niedrigen Preisen brauchen konnte. Sie haben es ja schon angekundigt: das CD-ROM. Wie steht es damit bei Atari?

Jack Tramiel: Unsere Entwicklungen in dieser Richtung sind vollständig abgeschlossen - das Gerät ist produktionsfertig. Aber während die CD-Spieler für Musik für teilweise unter 300 Dollar angeboten werden, sollen die CD-ROMS, also die gleiche Technologie von den gleichen Firmen ein Vielfaches kosten - so um die 1.000 Dollar. Das paßt einfach nicht zu unserer Philosophie, den Kunden das Gerät für diese Summe anzubieten, wenn wir ganz genau wissen, daß es in einem halber Jahr für weniger als die Hälfte angeboten werden kann. Deshalb warte ich darauf, daß die nötige Hardware im Preis sinkt - und das wird noch in diesem Jahr der Fall sein. Inzwischen bieten Firmen wie Activenture schon CD-ROMs an; das ist mir recht, denn die versorgen dann nur solche Kunden, die ein CD-ROM unbedingt jetzt brauchen und bereit sind, mehr auszugeben. Ich warte - wie gesagt - lieber bis Herbst diesen Jahres; dann kann ich CD-ROMs vermutlich für unter 500 Dollar anbieten.

DATA WELT: Also sehen Sie gute Chancen, daß wir uns zu Weihnachten '86 ein billiges unter den Baum
stellen konnen?

Jack Tramiel: Ein preiswertes, kein billiges! Wahrscheinlich schon im Herbst des Jahres.

DATA WELT: Deutschland spielt für Atari eine wichtige Rolle. Zur Zeit ist Atari Deutschland eine der größten, wenn nicht sogar die größte Vertretung außerhalb der USA. Wird es eine Atari-Produktionsstätte in Deutschland geben?

Jack Tramiel: Ja, wie ich schon vor einem Jahr angekündigt habe, wollen wir unsere Rechner an zwei Stelen aut der Welt bauen: Hinmal in den USA und außerdem in Europa.

Deutschland hat gute Chancen, eine Atari-Produktionsstätte zu bekommen. Im Augenblick sind die verkaufszahlen für eine solche Ausweitung noch nicht hoch genug. Eine solche Fabrik lohnt sich nur, wenn wir stark automatisiert produzieren können, doch dafür sind die Stückzahlen noch nicht groß genug. Wir werden in diesem Jahr eine Entscheidung für 1987 fällen

DATA WELT: Stellt der deutsche Markt eine besondere Herausforderung für Sie dar?

Jack Tramiel: Ja, ganz bestimmt. Die deutschen Kunden sind sehr qualitatätsbewußt, sie wollen immer das Beste. Diese kritische Einstellung ist eine Herausforderung; in Ländern, wo die Käufer nicht so kritisch sind, bekomme ich die Reaktion auf meine Produkte nicht so schnell wie in Deutschland. Deshalb unterstütze ich immer ein Land, aus dem schnell Kritik zu meinen Produkten kommt.

DATA WELT: Als Sie Atari gekauft haben, bekamen Sie ein Unternehmen, das tief in den roten Zahlen steckte.

Wo steht. Atari heute?

Jack Tramiel: Atari ist heute eine gesunde Firma, die Gewinn abwirt.
Wir sind weltweit als Hochtechnologie-Unternehmen anerkannt, man betrachtet Atari nicht mehr als Verlustunternehmen. als Firma die keine ernstzunehmenden Computer baut, sondern nur Spielmaschinen - ich habe das Image der Firma total umgekehrt und auch die wirtschaftlichen Basis geändert, daß Atari heute Gewinn bringt. Ich bin sehr froh darüber, daß das geklappt hat.

DATA WELT: Sie sind also voll in den schwarzen Zahlen?

Jack Tramiel: Ja. wir sind voll in den schwarzen Zahlen.

DATA WELT: Werden die vielen ST-Benutzer, die mit ihrem Computer zufrieden sind, Gelegenheit haben, sich am Erfolg von Atari zu beteiligen?
Vielleicht indem sie ab Herbst 86 Atari-Aktien kaufen konnen?

Jack Tramiel: Eines muß ich vorweg sagen: Aufgrund unserer Unternehmensphilosophie haben wir keine Angestellten im herkömmlichen Sinn, sondern nur Partner. Tatsächlich haben wir vor, im Herbst '86 an die Börse zu gehen. Unsere Banken haben einige Vorschlage gemacht, aber egal wie, wenn wir Anteile ausgeben, werden auch unsere Kunden die Möglichkeit haben, Aktien zu erwerben.

DATA WELT: Als Sie vor zwei Jahren Commodore verlassen haben, gingen Sie eigentlich genau auf dem Höhepunkt des Erfolges. Sie gingen als reicher Mann oder zumindest als jemand, der sich um seinen Lebensunterhalt keine Sorgen zu machen braucht, der den Rest seines Lebens mit allen möglichen Aktivitäten verbringen könnte. Aber nach nur sechs Monaten kauften Sie Atari. Warum?

Jack Tramiel: Eigentlich war das Ziel der vorhergehenden achtundzwanzig Jahre, irgendwann in den Ruhestand treten zu können. Als ich dieses Leben dann ausprobierte - ich reiste mit meiner Frau zu all den Orten, wo ich schon einmal war, aber nie Zeit hatte, sie kennenzulernen - stellte ich am 78 Tag fest, das ich begann, mich sehr zu langweilen. Mir wurde klar, daß der Ruhestand für mich nicht geeignet ist. Besonders, nachdem ich einige Länder besucht hatte und dort wahrnahm. was sich in der Computerbranche anbahnte. Ich sah, daß das ganze Computergeschäft aufhören würde, keine Innovation mehr da wäre, weil die Japaner schnell rauskriegten, wir die amerikanischen Hersteller nur noch neue Produkte planten, aber nicht auf den Markt brachten. Ich bemerkte, daß die Preise langsam zu steigen anfingen. Meine Geschäftsphilosophie verschwand. Besonders bei Commodore, der Firma die ich aufgebaut hatte und von der ich gehofft hatte, sie würde meine Philosophie fortführen, diente niemand mehr den Kunde, die mich ja schließlich reich gemacht hatten. Meine Freunde, mit denen ich lange Jahre zusammengearbeitet hatte, ermutigten mich und sagten: Jack, wir wollen in deinem Sinne weitermachen, was wirst du tun? Und nach nicht einmal sechs Monaten, wie Sie eben sagten, sondern schon nach vier Monaten eröffneten wir die Firma Tramiel Technology.
Und zwei Monate später riefen mich die Atari-Hausbanken an und fragten mich, ob ich Atari kaufen wolle. Die Entwicklung des ST hat übrigens gar nicht bei Atari begonnen, sondern war bei Tramiel Technology schon voll im Gang als ich Atari übernahm.

DATA WELT: Wenn Sie also Atari nicht aekauft hätten. hätten Sie den ST auf einem anderen weg auf den
Markt gebracht?

Jack Tramiel: Wir hätten sicher mit Tramiel Technology weitergemacht.

DATA WELT: Atari war für Sie also nicht einfach eine Investition, sondern ein Mittel, um die Entwicklung des SI zu ...

Jack Tramiel: ... beschleunigen. Außerdem war es eine große Herausiorderung, das Durcheinander aufzuräumen und zu sehen, ob wir es schaffen oder nicht. Es hat Spaß gemacht, es war auch hare Arbeit, aber so ist das Leben nun mal ... Allerdings, wenn ich vorher genau gewußt hätte, was für eine Chaos ich bei Atari vorfinden würde, hätte ich vielleicht lieber Tramiel
Technology weiterbetreben.

Aber, Sie wissen ja, je großer die Herausforderung, desto größer ist die Befriedigung, wenn die Aufgabe bewältigt.

Es war ein Vergnügen, noch mal von vorne anzufangen, ich fühle mich einfach zwanzig Jahre jünger.

DATA WELT: Ihre drei Söhne sind alle in wichtigen Positionen im Unternehmen. Glauben Sie, das die Ihr Werk fortführen, wenn Sie eines Tages zurücktreten oder Gott Sie abberuft?

Jack Tramiel: Eigentlich führen meine Söhne das Unternehmen schon heute. Ich bin eigentlich in ersten Linie ihr Beraten, was genau wichtig ist, als wenn ich die Firma tatsächlich führen würde. Sam ist fraglos der wirkliche Präsident von Atari und er ist heilfroh, daß er jemanden wie mich hat. Genauso wie ich froh war, daß ich bei Commodore einen Mann wie Irving Gould hatte, mit dem ich Entscheidungen diskutierer konnte. Sam profitiert von den Erfahrungen, die ich in den vergangenen dreißig Jahren gemacht habe; das ist für ihn, als ob er ein großes Lexikor um Rat fragen könnte.

DATA WELT: Gibt es einen Schlüssel zu Ihrem Erfolg?

Jack Tramiel: Eine gute Maschine zu einem fairen Preis anzubieten. Ich glaube, der größte Feind der Menschen in dieser Welt ist die Habgier.
Wenn man ehrlich ist, wenn man den Kunden ein sauberes Produkt gibt, wenn man seinen Partner und Mitarbeitern einen gerechten Antei am Geschäft gibt, wenn man mit seinen Zuliefereren ehrlich und geradeaus umgeht, wird man erfolgreich sein.

Man kann nicht Milliardär im Handumdrehen werden; ich habe fünfundzwanzio Jahre gebraucht mit Commodore das zu erreichen was ich erreichen wolte - das war keine Sache von zweieinhalb Wochen, nein, es dauerte fünfundzwanzig Jahre! Es gibt Leute, die behaupten, ich könnte nicht plannen - wie nennt man es denn, wenn einer fünfundzwanzig Jahre aut ein Ziel hin gearbeitet hat?

Eine langfristige Planung ist extrem wichtig. Manchemal packen wir soviel Leistung in ein Produkt, daß die Leute und nicht glauben und meinen, daß wir unser Produkt verschenken, nur um an Markanteile zu kommen. Das stimmt niemals: denn unser Erfolg ist die Ehrlichkeit.

DATA WELT: Was würden Sie heute einem jungen Unternehmer raten, der sich - ganz gleich, ob in der Computerbranche oder nicht - selbständig machen will. Was muß er beachten, was vermeiden, um Erfolg wie Jack Tramiel zu haben?

Jack Tramiel: Er braucht mich nur zu kopieren. Ich bin ein extrem gutes Vorbild für junge Leute. Ich bin ein Mensch fast ohne Ausbildung wegen der Umstände im Krieg. Bei allem, was ich getan habe, mußte ich mich selber beweisen. Ich konnte nirgends hinkommen und ein Diplom präsentieren und sagen: Hier ist mein Diplom, also leiht mir mal einen Haufen Geld. Deshalb bekam ich die Einstellung, daß, wenn ich zu einem Banker gehe, ich ihm beweisen muß, daß ich kann, was ich vorhabe.

Einem ungen Unternenmer würde ich raten: Sei sicher, daß dich deine Familie unterstützt, sie kennt dich und kann dein Risiko mittragen. Erst dann gehe zu einem Fremden und bitte ihn um Hilfe. Wenn du zu einem Händler gehst, gib ihm dein Produkt, zeig, daß du es kannst und erst dann stelle Bedingungen. Beweise dich erst selbst; das ist der Grund, warum es so etwas länger dauern wird. Aber wenn du so vorgehst, wirst du еrfolgreich sein. Und ein letzter Rat: Bist du arm, arbeite mit den Reichen zusammen - bist du reich, arbeite mit den Armen zusammen.

DATA WELT: Es gibt eine Parallele zu Ihrer Karriere. Ich denke an Iacocca, der zwar Manager ist, aber mit sehr unternehmerischem Geist - er kam von Ford zu Chrysler und rettete die Firma. Und genau wie Sie inzwischen Ataris Schulden zurückzahlen, hat er Chrysler schuldenfrei gemacht und in die Gewinnzone geführt. Iacocca ist ähnlich wie Sie ein Symbol hier in den USA. Man sagt, Iacocca will Präsident der Vereinigten Staaten werden, zumindest haben ihn Leute darum gebeten. Hat Jack Tramiel irgendwelche Ambitionen, die über Atari hinausgehen? Haben Sie politische Pläne? Was können Sie für die Menschen tun, was können Sie ihnen bieten?

Jack Tramiel: Nein, ich werde nie zum Politiker werden. Allein schon wegen meiner persönlichen Geschichte kann ich Kein Nationalist werden und ich glaube, ein Politiker - zumindest in den USA - muß immer ein wenig Nationalist sein und das wäre gegen meine Grundsätze. Zu der letzten Frage: Ich kann jungen Leuten sicher helfen zu lernen, wie sie etwas erreichen, wie sie Geld verdienen können. Was ich mir wünsche, ist eines Tages in die Universitäten und Hochschulen zu gehen und den Studenten meine Geschichte zu erzählen. Ich möchte erleben, daß eine Art Geschäfte zu machen wiederkehrt, bei der die familie, der Einzelne wichtig ist - und nicht nur die Frage, wie können wir expandieren, wie können wie uns schützen. Ich würde gerne meine Erfahrungen weitergeben: aber nicht über ein politisches Amt.

DATA WELT: Vielen Dank für das Gespräch!

DATA WELT: Ein ganz wichtige Frage bewegt uns: Warum haben Sie Commodore verlassen? Gibt es eine einfache Antwort aus diese Frage?

Jack Tramiel: Wenn Sie die Leute fragen, die mit mir zusammengearbeitet haben, werden Sie erfahren, daß ich mich in den letzten 25 Jahren praktisch nicht verändert habe. Ich war immer einer von ihnen. Nur weil wir ein Milliarden-Dollar-Unternehmen waren, mußten wir nicht wie ein Milliardenunternehmen das Geld zum Fenster rauszuwerfen. Denn, wenn man mehr ausgibt, muß man die Preise erhöhen. Der Mann, für den ich gearbeitet habe, war anderer Ansicht. Als die Geschäfte besser liefen, wollte er mehr ausgeben. Das ist einer der Punkte, in denen wir unterschiedlicher Ansicht waren. Uneins waren wir auch in der Frage der Finanzierung. Ich war der Auffassung, daß wir in dem Augenblick, als unsere Aktien hoch gehandelt wurden, neue Aktien hätten ausgeben sollen; zumal wir nie eine Erhöhung hatten, seit wir 1962 an die Börse gegangen waren. Mit den 120 Millionen Dollar, die wir durch 2 Millionen neuer Aktien verdient hätten, hätten wir alle unsere Schulden bei den Banken bezahlen und die Stellung des Unternehmens stärken können. Damit hätten wir jeden Sturm überleben können, ohne uns auf die Banken verlassen zu müssen. Der Mann, für den ich arbeitete, meinte, er würde dabei seinen Anteil an der Firma verwässern und Einfluß verlieren - das war absolut falsch. Das waren die Hauptgründe. Kurz gesagt: Unsere Philosophien waren unterschiedlich. Es kam zu dem Punkt, an dem ich ihm sagte: Entweder, ich kann die Firma so führen, wie ich es für richtig halte oder ich muß gehen. Man sagte mir ganz freundlich: Wenn du es nicht wie ich machen willst, dann geh. Und ich bin gegangen.

DATA WELT: Das war sicher kein leichter Schritt, schließlich haben Sie die Firma gegründet.

Jack Tramiel: Aber natürlich war das sehr, sehr hart für mich. Aber wenn ich die Firma nicht so führen kann, wie ich es für richtig halte, dann ist es gar nicht mehr meine Firma.

DATA WELT: Ihre schärfsten Konkurrenten waren wohl immer die Japaner. Wenn nun japanische Investoren herkämen und wollten Commodore aufkaufen, um mit diesem Namen so richtig ins Computergeschäft einzusteigen, würden Sie es sich überlegen und vielleicht Commodore zurückkaufen?

Jack Tramiel: Nein, nicht wegen der Japaner. Weil die Japaner in der Computerbranche nur erfolgreich sein können, wenn es Leute wie mich nicht mehr gibt. Japaner denken immer nur langfristig, sie brauchen einen Drei-JahresPlan oder so. Sie sind nicht innovativ, also nur, wenn innovationsfreudige Menschen aus der Branche verschwinden, können sie erfolgreich sein.

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