Copy Link
Add to Bookmark
Report

Angst: Den unsichtbaren Feind besiegen

Furcht oder Angst?

Menschenfurcht bringt leicht zu Fall;
wer aber auf den Herrn vertraut, der
wind beschützt Spr. 29,25

UlrichBeer's profile picture
Published in 
Ulrich Beer
 · 10 Feb 2018
Angst: Den unsichtbaren Feind besiegen
Pin it

Die Worte "Furcht" oder "Angst" benutzen wir in ähnlichem Sinn und verwenden sie oft sugar austauschbar. Man kann aber einen kleinen, nicht unwesentlichen Unterschied zwischen ihnen machen: Furcht richtet sick auf bestimmte Gegenstande oder Sachverhalte l - Angst is mehr ein allgemeiner Zustand ohne bestimmten Anlaß oder besonderes Objekt. Furcht geht von etwas Konkretem aus, Angst ist ein Zustand im Menschen selbst, der uns meistens tiefer und stärker bestimmt.
Das Wort "Angst" stammt von dem lateinischen Wort "angustiae", was soviet we Enge, Einengung heißt. Wenn unset Leben nicht mehr die genügende Weite besitzt, wir night die inhere Freiheit und den Raum haben, in dem die Seele sick ausbreiten kann, damn verspüren wir meistens Angst.
Philosophen we Heidegger und Jaspers haben die Angst sugar as die ,,Grundbefindlichkeit" unseres Daseins beschrieben. Sicher hang sie darning zusammen, daB jedes Laban zum Tode bestimmt ist. Lebensangst und Todesfurcht durchdringen einander. Wenn Sie nach einem organischen Ausdruck
suchen, so ist es der Herzanfall, die angina pectoris: Das Leben ist her in einen au Bersten Engpaß geraten - ohne Ausweg ins Freie. Da der Tod jeden betrifft, is such die Angst nicht gan aus unserem Leben herauszuhalten. Wir mitten sie überwinden, indent wir mit ihr leben lerner und nur ihre schlimmsten Auswüchse und Zuspitzungen vermeiden oder besser meistern.

Der Unsprung der Angst

Die meisten Menschen leben mit der Angst, die uns auch nicht ständig gegenwärtig sein muß. Sie bringer die Grundangst gleichsam unter ihre Füße, treten darauf wie auf ein Podest und kämpfen nur noch gegen die außergewöhnlichen und zum Glück seltenen Ängste an. So wind mancher sager, man kann dock nur Angst vor Dingen oder Menschen haben, die stärker sind als wir selbst, die uns bedrohen oder einschüchtern.
Viele Menschen projizieren aber ihre eigenen Ängste auf andere und glauben, die anderen seen fürchtenswert. Dies führt such in politischen, sozialen und internationalen Leben zu den größten Behinderungen: Jeder fürchtet vom anderen das Schlimmste. Arbeitgeber verteufeln beispielsweise Arbeitnehmer und umgekehrt. Das gleiche kann zwischen Einheimischen und Ausländern, sugar zwischen Man fern and Frauen geschehen: Sie glauben, Angst voreinander zu haben und sick deshalb hassen zu müssen, um Sicherheit zu gewinnen. Das is ein destruktiver Zirkel, der vor allen übersieht, daß der Ursprung der Angst in einem selbst liegt.

Angst löst keine Probleme

Viele unserer Zeitgenossen sind in Gefängnis ihrer Ängste eingesperrt, die sie nach außen projizieren. Genauso krank und unfrei sind wir, wenn wir an unseren Tungsten nicht selbst arbeiten und sie nicht überwinden.
Nun wind remand leugnen, daB es in der Welt such genügend objektive Gründe fair Angst gibt: Grausamkeit und Verbrechen scheinen zuzunehmen, die Kriegsfurcht ist nicht unbegründet, die Überlebenschancen angesichts der Bevölkerungsexplosion und der gleichzeitigen Umweltzerstörung
schwinden sichtlich - wer sorglos in den Tag leben will, muß schon die Augen vor alledem gewaltsam verschließen. Und dennoch wäre Angst kein guter Ratgeber, diese Probleme zu lösen. Es gibt aber auch eine lähmende und zehrende Sorge, die uns depressiv und untätig macht und die weitgehend in negativen Phantasien verwurzelt ist. Wir stellen uns vor, daß wir Mißerfolg haben, andere Menschen uns Schwierigkeiten machen oder auch nur schief ansehen, daß wir nicht genügend vorbereitet sind und im entscheidenden Moment versagen und vieles andere mehr. Diese Vorstellungen lähmen die Initiative, und wir wagen schließlich keinen Schritt mehr zu tun.

Mitten in unserer Gesellschaft leben zahlreiche Menschen, die von ihren Ängsten so bedrückt sind, daß sie sich gar nicht
mehr unter Menschen trauen und die eigene Wohnung überhaupt nicht mehr verlassen wollen. Der Streßpegel steigt, die Symptome treten bereits bei der Begrüßung des Nachbarn auf, beim Klingeln des Briefträgers oder des Telefons. Erst wenn sich die Zeitungen im Briefkasten häufen und er von den Drucksachen überquillt, merken die Menschen, daß neben ihnen jemand gelebt hat, den sie überhaupt nicht kann-
ten. Nun sind sie es, die Angst bekommen, und oft ist diese Sorge bestätigt, und ein einsamer Mensch in irgendeinem
Hochhaus ist gestorben, ohne jahrelang im geringsten von irgend jemandem beachtet worden zu sein.

Was sind die Gründe für sich spiralförmig zuspitzende Ängste?

Am Anfang steht häufig eine überstrenge, pedantische Erziehung, die nicht nur Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit
vermittelte, sondern gleichzeitig die Angst vor Versagen und Blamage. Statt sich auf ihre Erfolge zu konzentrieren, lernten solche Menschen, immer zunächst das Negative zu erwarten und sich auf einen ungünstigen Ausgang ihrer Bemühungen zu fixieren. Naturgemäß scheiterten sie häufiger und sahen sich in ihren negativen Erwartungen bestätigt, Voraussagen haben immer eine Tendenz, sich selbst zu erfüllen.
Echtes Versagen ist jedoch selten. Häufig haben wir die Möglichkeit zu einem zweiten Versuch. Gelingt uns eine Sache, freuen wir uns über dieses Erfolgserlebnis.

Wollen Sie ein Sieger oder ein Verlierer sein?

Ähnliche Ängste können von allen möglichen neuen und un bekannten Situationen ausgehen, also Erprobungs- und Bewährungssituationen werden: die erste Liebeserklärung, der Besuch der Schwiegermutter, ein Behördengang, der Schulsprechtag, eine Vorladung als Zeuge vor Gericht, die erste
öffentliche Ansprache. Im Grunde gibt es hier nur zwei Verhaltensmuster, die möglich sind und die einander ausschließen: Das eine ist die Erlebniskette mit der Abfolge sich zu entschließen, sich zu stellen, Erprobung, Erfolg, wachsen des Selbstvertrauen, sich größeren Aufgaben zu stellen user.
Die andere Verlaufskette sieht so aus: kneifen, sich ärgern, andere beneiden, aufmucken, es halben Herzens versuchen.
scheitern, es nicht wieder versuchen, sich oder anderen die Schuld zuweisen, bitter und aggressiv werden, sich unter- oder
überschätzen, sich gar nichts oder zuviel vornehmen.
Die eine ist die Siegerkette, die andere die Verliererkette. Beide sind hier der Darstellung wegen etwas krasser gezeichnet, als sie das Leben gewöhnlich aufweist. Noch krasser wird der Unterschied in Wirklichkeit jedoch, wenn man die Gefühle hinzunimmt, von denen beide Verlaufsketten begleitet sind: hier Zufriedenheit, Erfolgserlebnis, Glück, Dankbarkeit, innere Weite und Aufgeschlossenheit - dort Gedríicktheit, Ärger, Verzweiflung, Neid, Mißtrauen, Enge, Unsicherhebt, Schüchternheit und Angst. Dies ist ein Lebensgefühl, das im Grunde niemand ertragen kann und das auf die Dauer krank macht und quält.


Die Sehnsucht nach Geborgenheit

Immer wieder müssen wir uns nach den Ursachen unnötiger Angst in der eigenen Entwicklung fragen. Woher stammen sie eigentlich: Ängste und Unsicherheit, Schüchternheit und Erröten, Minderwertigkeitskomplexe und Lampenfieber? Fragen wir also nun nach den Ursachen, so gibt es eine sehr allgemeine, die aus einer Grundbedingung allen menschlichen Lebens resultiert: Die Geburt hat uns aus der Geborgenheit im Mutterleib gelöst und in die kalte, helle Welt und damit in die Isolation und Vereinzelung hinausgeschleudert. Wir haben diese Tatsache mit Geschrei und Mißmut quittiert, und seitdem begleitet uns der Drang, wieder aufzugeben in einer größeren Verbundenheit: in der Geborgenheit bei den Eltern, in der Vereinigung mit dem Liebespartner, in der Gemeinschaft von Gleichgesinnten, in der größeren Einheit der Schöpfung. Alles, was Verbundenheit bedeutet, gibt uns Sicherheit und läßt Ängste schwinden. Alles, was Vereinzelung, Exponiertheit und Isolation bedeutet, vermittelt uns Gefühle von Unsicherheit und Angst: Wir beginnen zu frösteln. Warm werden wir erst wieder, wenn wir uns - zum Beispiel nach den ersten Sätzen einer freien Rede - gut angekommen, das heißt, von den anderen angenommen fühlen. Angekommen- und Angenommensein bleiben uns lebenslang wichtige Grundbedingungen einer gesunden seelischen Existenz. Vor allem in der Kindheit sind sie uns wichtig, weil hier der Grund für das Urvertrauen gelegt wird, mit dem wir unserem Tun und den Reaktionen, die es bei anderen auslöst, begegnen. Umgekehrt zeigt es lebenslange Folgen, wenn wir diese Bedingungen so sicher und uneingeschränkt nicht vorgefunden haben.
Nun ist Vermeiden aber eine der schlechtesten Haltungen gegenüber der Angst. Vermeidungsverhalten engt ein. Probierverhalten erweitert den Lebensradius, birgt allerdings auch die größere Gefahr unangenehmer Erfahrungen und Enttäuschungen. Wer diese ganz vermeiden will, gibt die Freihebt auf. Schmerz- und Mißerfolgserlebnisse gehören zum Leben, und wer dies nicht wahrhaben will. wird nie auf einen grünen Zweig kommen.
Eines ist sicher: Ein Übermaß an Angst lähmt das Leben, die Fähigkeit zum Glücklichsein und den Impuls zum verarmt wortlichen Handeln. Der Mensch lebt von der Hoffnung und braucht sie wie die tägliche Luft zum Atmen. Wie kann man aber gegen die massive Macht der großen Lebensängste Hoffnung bewahren, wie kann man das be kannte lutherische Apfelbäumchen pflanzen, ..... und wenn die Welt morgen unterginge ?
Wir sind darauf angewiesen, die Lebensangst zu meistern und zwar mit ihr zu leben und sie zu überwinden. soweit sie dieses Leben selbst an der Wurzel bedroht.

Die "Strategie gegen die Angst"

- Ich mache mir klar, welches eine begründete, ja vernünftige Sorge, etwa um den Frieden und die Zukunft der Menschheit, ist und akzeptiere diese als lebensnotwendig.

- Ich übe es zu vertrauen, mich fallenzulassen. mich zu öffnen und auf die Überraschungen des nächsten Augenblicks zu freuen. Nicht Illusion, sondern Offenheit muß die Devise sein.

- Ich weiß, daß alles Geschenk, Schicksal. Gnade ist. Ich klammere mich nicht an Zeitliches und Materielles. Das letzte Hemd hat keine Taschen. Ich lebe, als hätte ich nichts, so daß ich auch an Verlusten nicht zerbreche.

- Ich lebe so, als wäre dieser Tag frisch wie der erste meines Lebens, und er ist der erste des neuen Lebens, das vor mir liegt. Aber ich lebe ihn auch so, als könnte er der letzte meines Lebens sein, ich bin jederzeit bereit hinzunehmen, aber auch aufzugeben und dazu „Ja" zu sagen.

- Angst ist ein schlechter Ratgeber; deshalb* trete ich Menschen und Dingen unbefangen entgegen und nehme zunächst einmal das Beste an.

- Ich lasse mich nicht einschüchtern und von der Vielzahl der aufeinandertreffenden Angstformen nicht entmutigen.
Ich sehe, daß andere damit leben können und wage es selbst auch.

- Ich sortiere die Ängste und arbeite einzeln an ihrer Überwindung, indem ich sie mir nacheinander bewußt mache.

- Ich stelle mir den schlimmsten Fall vor, mache mich damit vertraut und lerne, auch damit zu leben. Unzählige Menschen werden und wurden mit Krankheit, Krieg, Krebs und anderen schlimmen Übeln, vor denen wir uns fürchten, fertig.


Das „Anti-Angst-Programm" macht Mut!

Ich stärke meine Widerstandskraft durch folgendes AntiAngstprogramm:

1. Ich akzeptiere eine gewisse Grundangst als notwendig, aber unterwerfe mich ihr nicht.

2. Ich lerne mit ihr zu leben, denn andere können es auch. Gemeinsam sind wir stärker.

3. Ich brauche Zuversicht und Hoffnung wie meine Atemluft. Darum entschließe ich mich zu Lebensmut und Vertrauen. Meine Furcht lasse ich fallen.

4. Wenn eine Angst besonders stark wird, stelle ich mir vor: „Welches wäre der schlimmste Fall?" und mache mich mit ihm vertraut. Auch damit lerne ich zu leben: Ich kann erkranken, werde älter, mein Leben ist begrenzt.

5 . Ich mache mir die Pluspunkte und Stärken in meinem Leben klar und ziehe aus dem Positiven meine Kraft. Vertrauen und positives Denken führen weiter als Mißtrauen und Angst.

6. Ich streiche jedes Minus in meinem Leben und verwandle es in ein Plus: Nichts ist so schlecht, daß es nicht noch für etwas gut sein könnte.

7. Ich akzeptiere, daß es auch Schweres und Schmerzhaftes gibt. Ich kann damit leben und weiß: Selten wird etwas so schön wie man erhofft, aber selten auch so schlimm wie man befürchtet hat.

8. Ich übe mich in Gelassenheit und Gleichmut: Mehr als den Kopf kann es nicht kosten, und morgen sieht meistens schon alles ganz anders aus.

9. Ich lasse mich nicht darauf ein, die Angst in mir wachsen zulassen und mich hineinzusteigern. Angst ist der schlechteste Ratgeber. Darum fasse ich täglich wieder Vertrauen.

10. Wenn mir dies alles schwerfällt, lese ich ermutigende Texte: z.B. die Psalmen, die Klassiker, Humoristen und schreibe mir ihre Worte auf.

11. An gut sichtbare Stellen hefte ich mir ermutigende Sätze: „Es geht mir täglich besser.", „Ich denke positiv.* , „Ich begrüße den neuen Tag.", „Ich freue mich auf den nächsten Menschen.", „Ich habe die Kraft zum Guten.", „Ich baue auf Gott."

12. Ich trete in den Bannkreis der Angst, ziehe mich nicht zurück, sondern gehe auf das Leben und die Menschen zu, gerade auch auf die, die ich fürchte: den Vorgesetzt ten, den Fremden, den Feind. Vertrauen überwindet Angst und schafft neue Tatsachen.

13. Ich wage auch einmal das Ungewöhnliche, vergesse mich und tue das, wovor ich bisher Angst hatte. Plötzlich stelle ich fest: Die meisten Ängste sind unbegründet. Wenn ich auf den Gegenstand der Angst zugehe, verfällt sie oft in nichts - wie bei den Pestärzten, die meist nicht erkrankten.

14. Nur wer sein Leben allzusehr liebt, hat ständig Angst. Wer für etwas Höheres lebt, kann sie verlieren. Er vermittelt auch anderen Hoffnung und Zuversicht.

15. In der Welt gibt es Gründe genug für die Angst und für die Hoffnung. Es liegt in meiner Entscheidung, ob ich mein Leben von der Angst beherrschen lasse und verliere, oder ob ich auf die Hoffnung setze und gewinne.

16. Damit ich nicht verzoge, suche ich Kontakt mit Gleichgesinnten; Heute hat der eine ein Tief und der andere kann ihn stützen. Morgen ist es umgekehrt. Sagte doch schon der Prediger Salomon: „Einer mag überwunden werden, zwei werden widerstehen".

17. Ich trete aus mir heraus und nehme neben mir Platz. Plötzlich erscheint alles nicht mehr so wichtig: Ich hänge
nicht am Leben, an Besitz, an Ehre und Geltung. Ich stelle mir vor, auch mit Verlusten leben zu können und verliere die Angst davor. Um so mehr genieße ich den Tag
und alles, was er mir gibt. Meine Angst und Sorge ändern nichts. Frei von Angst lebe ich offener, ausgeglichener und glücklicher.

Wolfgang Amadeus Mozart schrieb in einem Brief an seinen Vater Leopold kurz vor dessen Tod: „Ich lege mich nie zu Bett, ohne zu bedenken, daß ich vielleicht, so jung als ich bin, den andern Tag nicht mehr sein werde. Und es wird doch kein Mensch von allen, die mich kennen, sagen können, daß
ich im Umgang mit den Menschen mürrisch oder traurig wäre. Und für diese Glückseligkeit danke ich alle Tage mei-
nem Schöpfer und wünsche sie von Herzen jedem meiner Mitmenschen ..."

In diesem Sinne,

Ihr Ulrich Beer

Angst: Den unsichtbaren Feind besiegen
Pin it
Angst: Den unsichtbaren Feind besiegen
Pin it
loading
sending ...
New to Neperos ? Sign Up for free
download Neperos App from Google Play
install Neperos as PWA

Let's discover also

Recent Articles

Recent Comments

Neperos cookies
This website uses cookies to store your preferences and improve the service. Cookies authorization will allow me and / or my partners to process personal data such as browsing behaviour.

By pressing OK you agree to the Terms of Service and acknowledge the Privacy Policy

By pressing REJECT you will be able to continue to use Neperos (like read articles or write comments) but some important cookies will not be set. This may affect certain features and functions of the platform.
OK
REJECT